Wie verändert sich die Vulva nach der Geburt?
Liebe (werdende) Mama,
diese Frage ist völlig normal. Alle, die schon einmal ein Kind bekommen haben, haben sich früher oder später diese Frage gestellt. Und obwohl die Sorge über den Zustand der Vulva nach der Geburt vollkommen nachvollziehbar ist, macht es uns traurig, dass sich die Gerüchte darum immer noch so hartnäckig halten. Deshalb möchten wir mit dem Mythos aufräumen, dass die Vagina nach der Geburt stark geweitet bleibt. Denn davon haben wir doch alle schonmal gehört.
Es ist eines der größten Wunder der Natur, wie anpassungsfähig das weibliche Genital ist. Bei einer natürlichen Geburt vergrößert sich die Vagina kurzfristig und ohne Probleme um das Zehnfache. Danach erholt sich das Hohlorgan recht schnell wieder und bildet sich zügig zurück. Bereits eine Stunde nach der Geburt kann man sich schon nicht mehr vorstellen, dass da jemals ein Baby durchgepasst haben soll. Und nach sechs Wochen besteht kein Unterschied mehr zwischen der Scheide einer jungen Mutter und der einer Frau, die nie vaginal geboren hat.
Vulva, Vagina, Scheide - was ist eigentlich was?
Die Vulva ist der äußere Bereich des weiblichen Genitals, also alles, was sichtbar ist. Dazu zählen zum Beispiel deine Vulvalippen. Die Vagina (auch Scheide) beschreibt den Bereich, der den Scheideneingang mit dem Muttermund bzw. der Gebärmutter verbindet. Damit ist die Vagina Teil der Vulva.
Was wirklich zählt: Dein Beckenboden macht den Unterschied
Die Muskeln des weiblichen Intimbereichs, die für das Lustempfinden beider Partner*innen beim Sex verantwortlich sind und trainiert werden können, sind die der Beckenbodenmuskulatur. Diese bildet den muskulären Verschluss des Beckens und ist dafür verantwortlich, dass die Bauch- und Beckenorgane (z. B. Harnblase, Gebärmutter und Darm) dort bleiben, wo sie hingehören. Außerdem sorgt sie dafür, dass Du kontrolliert auf Toilette gehen kannst. Darüber hinaus spielt sie beim Orgasmus eine wesentliche Rolle. Eine starke Beckenbodenmuskulatur sorgt dafür, dass die Vagina den Penis fester umschließen kann und ein An- und Entspannen des “Liebesmuskels” kann für beide die sexuelle Lust steigern.
Du kannst Dir den Beckenboden wie eine dreilagige Hängematte vorstellen, die in deinem knöchernen Becken aufgespannt ist. Je weniger sie durchhängt, desto optimaler funktioniert sie.
Welche Rolle spielt der Beckenboden?
Der Beckenboden in der Schwangerschaft: Unter dem Einfluss hormoneller Veränderungen wird die Beckenbodenmuskulatur in der Schwangerschaft immer weicher, obwohl sie zunehmend mehr Gewicht tragen muss. Hintergrund ist, dass sie sich darauf vorbereitet, unter der Geburt soviel Platz für Dein Kind machen zu können, wie nötig. Ob Dein Beckenboden in der Schwangerschaft bereits überfordert ist, merkst Du an ungewolltem Urinabgang beim Husten, Niesen, Springen oder Bücken.
Der Beckenboden nach der Geburt: Unter der Geburt werden Beckenbodenmuskulatur und Vagina ziemlich gedehnt. Logisch, dass sich in den ersten Tagen nach der Geburt Dein Genitalbereich weich, locker und irgendwie “offen” anfühlt. Teilweise ist er auch geschwollen und Du verspürst so einen diffusen Druck nach unten. Das ist normal und geht durch körperliche Schonung und Entlastung des Beckenbodens ein paar Tage nach der Geburt merklich zurück.
Was kannst Du gegen einen schlaffen Beckenboden tun?
Training: Beginnen kannst du, nach Rücksprache mit Deinem Arzt oder einer Hebamme, ab dem 10. Tag nach der Entbindung mit leichten Übungen, bei denen es darum geht, wieder ein gutes Gespür für den Beckenboden zu bekommen. Mit einem echten Aufbautraining für den Beckenboden solltest Du frühestens 8 Wochen nach der Entbindung beginnen. Dafür empfiehlt sich vor allem ein qualifizierter Rückbildungskurs zum Einstieg. Darüberhinaus empfehlen wir Dir regelmäßige Übungen und ein beckenbodenschonendes Verhalten.
Gewichte: Eine Ergänzung zum gezielten Beckenbodentraining sind Vaginalgewichte. Das sind kleine konische Gewichte, die vaginal eingeführt werden und dann über einen gewissen Zeitraum vom Beckenbodenmuskel gehalten werden müssen. Weil eine schwache Muskulatur die relativ kleinen Konen allerdings noch gar nicht halten kann, eignen sie sich vor allem zum Ausdauertraining bei bereits relativ stabilem Beckenboden, aber noch nicht direkt nach einer Entbindung.
Wir hoffen, all deine Fragen konnten beantwortet werden. Wenn nicht, meld dich gern bei uns oder schau in unsere Kurse. Da findest du unsere Hebammen, die dir alle Fragen beantworten.
Viele Liebe an dich und deine Familie,
Dein Kinderheldin-Team