Die 5 häufigsten Fragen zu Wochenbettdepressionen

Inhalte:

    Tabuthema Wochenbettdepression

    Die Geburt eines Kindes verändert das Leben der Eltern gravierend. Meist berichten Eltern voller Stolz wie glücklich sie sind. Ambivalente Gefühle und Gedanken, gegenüber ihrer neuen Rolle und dem Kind, werden wenig thematisiert. Schon gar nicht wird darüber gesprochen, wenn das Mutterglück komplett in einer grauen Wolke versinkt.

    Häufigkeit

    Dabei leiden rund 15-20 % aller Mütter im Laufe des ersten Lebensjahres des Kindes an einer postpartalen Depression, auch als Wochenbettdepression bekannt. Aus Scham und Angst, darüber, keine gute Mutter zu sein, schweigen sie. Das ist fatal, denn ihr Zustand ist kein Ausdruck von Versagen, sondern eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung. Und es führt dazu, dass nur rund ein Drittel der Betroffenen behandelt wird. Für das Wohl der Mutter und des Kindes ist diese jedoch von großer Bedeutung.

    Was ist die postpartale Depression?

    Die postpartale Depression oder Wochenbettdepression, ist eine Form der Depression, die im Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes steht. Erste Anzeichen treten oft während der Schwangerschaft oder innerhalb der ersten Monate nach der Geburt auf. Sie können aber bis zu einem Jahr danach entstehen.

    Die Symptome gleichen denen einer Depression. Hinzu kommt, dass die Mutter ihrem Kind gegenüber ambivalente Gefühle hat. Sie spürt keine Verbindung und hat den Eindruck, dass sie ihr Kind nicht richtig lieben kann. Über diesen Zustand fühlt sie sich schuldig und hat Angst in ihrer Mutterrolle zu versagen.

    Bei einer schweren Form der Depression können auch Zwangsgedanken, sich selbst oder dem Kind Schaden zuzufügen, auftreten.

    Die typischen Symptome sind:

    • Antriebslosigkeit

    • Traurigkeit

    • Innere Leere

    • Interessenverlust

    • Schlafstörungen, morgendliches Früherwachen vor dem Kind

    • Konzentrationsschwäche

    • Gereiztheit

    • Übertriebene Sorge über die eigene Gesundheit und die des Kindes

    • Ambivalente Gefühle gegenüber dem Kind und der Mutterrolle

    • Schuldgefühle & Versagensangst keine liebende Mutter sein zu können

    • Das Kind fühlt sich fremd an

    Für die Diagnose muss eine bestimmte Anzahl der Symptome über mindestens 14 Tage lang vorhanden sein. Die Erkrankung kann von einer leichten Anpassungsstörung bis zu einer schweren Depression reichen.

    Kinderheldin-Tipp

    Ganz gleich, ob du gerade durch eine depressive Episode gehst oder dich sorgst, nach der Geburt das zu erleben – lass dir sagen, dass du wertvoll bist und wir an dich glauben. 💗

    Wie unterscheiden sich Babyblues und Wochenbettdepression?

    Der Babyblues unterscheidet sich wesentlich von einer Wochenbettdepression. Ihn erleben rund 50-80% aller Frauen in den ersten 3-5 Tagen nach der Geburt. Der Babyblues beschreibt die emotionale Achterbahnfahrt kurz nach der Geburt, die innerhalb weniger Tage von selbst abklingt. In dieser Zeit ist die Mutter plötzlich angespannt und gereizt. Tränen verdrängen die Glücksgefühle, die Gedanken kreisen um das Wohl des Kindes und die Zukunft. Grund dieser Stimmungsschwankung ist die starke hormonelle Veränderung nach der Geburt. Das Geburtserlebnis muss verarbeitet werden, ein neuer Lebensabschnitt beginnt und der Schlafmangel begünstigen das emotionale Chaos.

    Hält der Babyblues über 14 Tage an, kann dies ein Anzeichen für eine entstehende postpartale Depression sein.

    Warum entsteht eine postpartale Depression?

    Identität, Sozialleben, Körper, Karriere, die Beziehung zum Partner und den eigenen Eltern: Mit der Schwangerschaft und der Geburt werden fast alle Lebensbereiche umgekrempelt.

    Hinzu kommt noch der Optimierungsdruck der heutigen Zeit, den viele Frauen auch in Bezug auf ihre Mutterrolle empfinden.

    Die postpartale Depression entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Einflussfaktoren. Gene, die hormonellen Veränderungen, psychische und soziale Faktoren spielen dabei eine Rolle. Bestimmte Risikofaktoren können die Neuorientierung in dieser Lebensphase erschweren und die Entstehung begünstigen.

    Risikofaktoren sind:

    • Depressive Vorerkrankung der Mutter

    • Depressive Stimmungen während der Schwangerschaft

    • Wenig Unterstützung durch Familie und Partner

    • Tod der eigenen Mutter im Kindesalter

    • Traumatische Erfahrungen in der Kindheit

    • Frühgeburt oder schwierige Geburt

    • Schwierige finanzielle Situation, Existenzangst

    • Trennung des Partners während der Schwangerschaft oder kurz danach

    • Einschneidende Lebensereignisse wie der Tod einer nahen stehenden Person, plötzlicher Jobverlust

    Hat die Wochenbettdepression Auswirkungen auf das Kind?


    Ja, eine anhaltende Depression der Mutter kann (muss nicht!) Auswirkungen auf das Kind und die entstehende Beziehung zwischen Mutter und Kind haben. Das hängt damit zusammen, dass die Symptome sich auf das Verhalten und den Umgang mit dem Kind auswirken. Zum Beispiel reagieren Betroffene häufig verlangsamt auf die Signale des Kindes und zeigen wenig emotionalen Ausdruck. Antriebslosigkeit, Scham und das Gefühl nicht gut für das Kind zu sein, führen zum Rückzug. Sie spielen weniger mit dem Kind, die tägliche Pflege und das Beruhigen des Kindes fällt ihnen schwer.

    Im Extremfall kann sich aus dem veränderten Umgang eine sogenannte Regulationsstörung entwickeln. Diese zeigt sich in Schlafstörungen, komplizierten Füttersituationen oder exzessiven Schreien.

    Muss eine postpartale Depression behandelt werden und wie können erste Schritte aussehen?

    Betroffene Mütter müssen unbedingt unterstützt werden und eine medizinische und/oder psychotherapeutische Behandlung erhalten. Für ihr eigenes Wohl und für eine gesunde Entwicklung des Kindes ist dies wichtig. Eine postpartale Depression geht in der Regel nicht von alleine weg. Wie die Mütter sind auch viele Angehörige überfordert und hoffen, dass sich der Zustand von alleine verändert. Ein Kreislauf, der möglichst früh unterbrochen werden muss.

    Erste Hilfe

    Ein erster Schritt kann ein entlastendes Gespräch sein. Professionelle Ansprechpartner für Betroffene und Angehörige sind die Hebamme, ein Arzt/eine Ärztin oder ein/e Psychotherapeut/in. Gute Anlaufstellen sind auch Eltern-Kind-Beratungszentren. Zudem sollte die Mutter möglichst schnell im Alltag mit dem Kind entlastet werden. Behandlungen zeigen in der Regel gute Erfolge. Sie verbessern die Symptome und helfen der Mutter auch die schönen Seiten des Mutterseins zu erleben, das tut auch dem Kind gut.

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